Montag, 29. September 2014

Wein(lese)


Mit Wein beschäftige ich mich oft. Am liebsten wenn er im Glas vor mir steht. Es sind aber auch noch andere Arbeitsschritte notwendig, im Moment ist die Weinlese voll im Gange.

Für die Weinbaugemeinschaft, wo viele Winzer des Weinviertels dabei sind und mehrere Lesemaschinen betreiben, bin ich wieder als Fahrer tätig. Vor vielen Jahren nach dem Bundesheer begann ich mir dort etwas dazuverdienen. Mittlerweile betreibe ich das hobbymäßig, weil es zwar immer noch Spaß macht und echt viele Freundschaften schon daraus entstanden sind, allerdings ist die Arbeit auch anstrengend. Vergangene Woche war ich fünf Tage auf dem Werkl unterwegs. An einem durchschnittlichen Tag jetzt in der Hauptsaison ist man um 5:00 beim ersten Bauern im Weingarten und klappert dann bis acht/ neun am Abend 6-10 Winzer ab um ihnen eine qualitative Lese zu bieten, damit daraus dann leckerer Wein wird. Nach Beendigung der Ernte am Abend wird die Maschine noch abgewaschen und kleine Repraturen durchgeführt um für den nächsten Tag wieder ein sauberes funktionierendes Gerät zur Verfügung zu stellen.

Irgendwo auf einem Papier steht, dass es für jede der sieben Maschinen der Gemeinschaft 3-4 Fahrer gibt und die sich selbstständig einteilen wer wann fährt. In der Praxis siehts so aus, dass alle Bauern (Fahrer) im Herbst genug zu tun haben/hätten und dann hie und da schon mal ein Fahrermangel entstehen kann. Da muss ma halt flexible und spontane Lösungen suchen. War nicht erst einmal, dass in der Früh das Telefon klingelt mit der Frage, ob ich nicht einen halben oder ganzen Tag fahren könnte, die Freude hält sich dann in Grenzen, aber so ist das Leben und da muss ma halt zusammenhalten.

Die Maschinen sind an sich nicht kompliziert zu bedienen, allerdings sind sie etwas heimtückisch zu fahren und man braucht den ganzen Tag vollste Konzentration. Sie sind kurz, schmal und hoch und extrem wendig. Um verschiedene Weingärten (hohe, niedrige, welche mit Seitenhang) lesen zu können kann man die Höhe 55cm verstellen und auch die Seitenneigung, bis sich die Automatik einschaltet und meint, das ist jetzt genug Seitenlage.

Immer funktioniert das aber auch nicht. Daher ist es für mich nicht gar so verwunderlich, das vor kurzem eine Lesemaschine umgekippt ist. Dem Fahrer ist Gott sei Dank nichts passiert, ein paar Stunden später war sein Humor wieder da. In einem abschüssigen, schrägen Weingarten um 5:00 in der Früh bei feuchten Bodenverhältnissen haben mehrere Faktoren ungünstig zusammengespielt und Maschine zu Fall gebracht. Sie war anscheinend nur ein bissl müde, einen Tag später war sie ausgerastet und wieder einsatzbereit.

Da ich am eigenen Betrieb keinen Weinbau habe, lerne ich diese Produktionssparte der Landwirtschaft auch gut kennen (entwickle aber keine Ambitionen dort einzusteigen).

Wenn jemand (auch Nicht-Bauern) 1-2 Tage pro Woche Zeit hat, kann er natürlich auch einsteigen, die Arbeitsbedingungen passen (außer man hat Angst davor länger als 8 Stunden zu hackeln ;-)

Was tut sich sonst?

Das Wetter! Aufreger Nummer eins der Bauern. Der viele Regen haut uns extrem zurück. Zuckerrüben und Erdäpfel wären zur Ernte bereit, der feuchte Boden lässt das allerdings nicht zu. Die Sonnenblumen sind ebenfalls reif und im Moment nicht zu ernten. Das Maissilieren ist auch noch nicht überall abgeschlossen/begonnen. In den Weingärten gibt es teilweise große Fäulnisprobleme. Wintergerste wird meist um die Zeit angebaut. Im Moment tritt der Ackerbauer ein bissl auf der Stelle und wenns dann wirklich schön wird, dass man seine Felder bearbeiten kann gibt’s eine Arbeitsspitze, die sich sehen lassen kann.

Ich bin aber zuversichtlich, dass sich alles wieder ausgehen wird- in der Werkstatt unter freiem Himmel muss mans nehmen wies kommt.

Und da der Herbst auch Kellergassenfestzeit ist, besuchte ich schon viele dieser Dörfer ohne Rauchfang in unserem schönen Weinviertel und traf überall gesellige Leute bei lustigen und ernsten Gesprächen.


 
Einer unserer treuesten Fans bei unseren zahlreichen Auftritten im September mit dem Musikverein- Andreas!
 

Eine Regel für ein langes unbeschwertes Leben sagt ja: Für jedes Lebensjahr soll man ein Viertel Sturm trinken. Diese Herausforderung stellte für mich in der heurigen Saison jetzt nicht das große Problem dar. Aus technischen Gründen musste ich es aber auf mehrere Male aufteilen. ;-)