Donnerstag, 21. Dezember 2023

Ukrainie flutet EU-Zuckermarkt :-(

Auszug aus dem aktuellen Newsletter von "Die Rübenbauern":

Der europäische Zuckerpreis ist nach wie vor erfreulich hoch. Auch am Weltzuckermarkt wird ein erfreulich hohes Preisniveau verzeichnet und wird laut Experten noch einige Zeit auf diesem Niveau verbleiben. Es gibt am Weltmarkt keine Anzeichen für eine Veränderung der Situation, da so wie am europäischen Markt Angebot und Nachfrage ausgeglichen sind. 

Situation Ukraine
Sorge bereitet der europäischen Rüben- und Zuckerbranche die Entwicklung in der Ukraine. Die Europäische Kommission hat als Solidaritätsbekundung gegenüber der kriegsgebeutelten Ukraine unlimitierten und zollfreien Zugang für Zucker gewährt. 

Die Ukraine hat bis vor dem Kriegsbeginn am europäischen Markt überhaupt keine Rolle gespielt. Durch die Ermöglichung von Zuckerexporten in die EU sind nun die Mengen ständig im Steigen. Dem Vernehmen nach wurden die Flächen für den Anbau 2023 bereits ausgeweitet, wodurch in diesem Zuckerwirtschaftsjahr etwa 650.000 Tonnen Zucker aus der Ukraine in die Europäische Union gelangen könnten. Für das Zuckerwirtschaftsjahr 2024/25 könnten nach weiteren Produktionssteigerungen in der Ukraine sogar 1 Mio. Tonnen Zucker nach Europa eingeliefert werden – und das gänzlich ohne Produktionsauflagen! 

So dürfen in der Ukraine beispielsweise die Neonicotinoide, die bei uns verboten sind, verwendet werden. Diese Importe können zu einem Ungleichgewicht am europäischen Markt führen, wenn die bisherigen Importe aus anderen Regionen dadurch nicht zurückgedrängt werden. Fest steht jedenfalls, dass vor allem die Erlöse aus den Verkäufen in die Europäische Union sicher nicht der kriegsgeplagten Bevölkerung zugutekommen, sondern nur einigen wenigen Zuckerindustrien und deren Eigentümer in die Hände spielen. 

Der europäische Zuckerrübenbauernverband CIBE und der europäische Zuckerindustrieverband CEFS haben auf diesen Umstand bei der Europäischen Kommission hingewiesen und klare Regelungen, insbesondere klar definierte Importquoten, verlangt.
Die Europäische Kommission sieht allerdings keinen Handlungsbedarf und verweist lediglich auf die Solidarität der Europäischen Union gegenüber der Ukraine. "Die Rübenbauern" werden an diesem Thema jedenfalls dranbleiben und auch in Österreich die Unterstützung unseres Anliegens einfordern.

Samstag, 16. Dezember 2023

 Das Jahr neigt sich dem Ende zu...
Zeit für mich ein bisschen zurückzublicken:
Was war los?

Mit diesem Beitrag will ich dich ein bisschen mitnehmen in die Welt eines Ackerbauern. Bei Fragen schreib mir einfach.

Der Februar und März war wie in den letzten Jahren schon von Trockenheit geprägt.
Anfang April setzten dann Niederschläge ein, die nur von kurzen Schönwetterphasen unterbrochen wurden. In der Landwirtschaft nehme ich jeden Regen, weil ich nie weiß wann der nächste kommt. April und Mai waren verhältnismäßg kühl und naß, was die Zeitfenster für Anbau, Düngung und Pflege sehr klein machten. Beim Sonnenblumenanbau musste ich zum Teil z.B. einen Kompromiss eingehen, weil die Felder im Abtrocknen waren und schon der nächste Niederschlag vom Himmel lachte. Da traf ich die Aussaatbedingungen nicht optimal, der Bestand entwickelte sich trotzdem schön.

Die Sonnenblumen setzte ich einen Teil in Direktsaat, also ohne Bearbeitung im Frühjahr. Beim Mais ging ich noch einen Schritt weiter. Dort säte ich ebenfalls die Begrünung im Sommer 2022 nach Weizen ohne Bearbeitung in den Boden und der nachfolgende Kukuruz Anfang Mai 2023 ebenfalls in Direktsaat. Während viele meiner Berufskollegen zigmal mit verschiedenen Geräten über die Äcker fahren, versuche ich die Bearbeitungsintensität zu reduzieren. Das spart nicht nur Treibstoff und Geräteverschleiß, sondern hilft auch den Bodenlebewesen, die am liebsten ungestört bleiben wollen.

Warum mache ich das? Ich versuche mich an das System der regenerativen Landwirtschaft heranzutasten und konservierende Landwirtschaft zu betreiben. Das bedeutet besonders gut auf den Boden, der die Grundlage allen Lebens ist, gut aufzupassen.



           
Kukuruz direkt in der Begrünung, die damals in die Stoppeln gesät wurde. Mit Glyphosat wurde das Altunkraut unmittelbar nach der Saat beseitigt.



Sonnenblumen die direkt in der Begrünung wachsen.
 
Auch bei den Zuckerrüben waren wieder viele Herausforderungen zu beweältigen. Der Rüsselkäfer und der Erdfloh setzten den kleinen Pflanzen wieder sehr zu. Einen kleinen Teil mussten wir nochmal anbauen. 
Das linke Blatt ist noch ganz, die anderen Blätter sind schon stark von den Schädlingen abgefressen. Mit einer Neonic-Beizung wäre dieser Schaden vermutlich geringer. Wenn die ganze Blattmasse fehlt, ist diese Pflanze Geschichte.

 Für Wintergerste und Winterweizen war die Witterung im Frühjahr optimal, dort war auch der Ertrag in Ordnung.
 
Auch Fortbildung ist immer wichtig, daher war ich im Juni auf einem Feldtag in Wieselburg. Praktiker berichteten und auf den Schaufeldern gab es viel zu sehen.


 
 

 
Zu Fronleichnam am 8. Juni war der letzte größere Niederschlag. Es folgte ein trockener Juni, ein noch heißerer und trockener Juli.
Die Getreideernte konnten wir bei schönstem Wetter unter Zusammenhilfe der ganzen Familie ohne Verzögerungen einbringen. Meine Frau Lisi wagte sich das erste Mal an die großen Anhänger und war tapfer mit dem Traktor und vollen Weizenanhängern unterwegs zur Verkaufstelle (z.B. Lagerhaus). Ich bin stolz auf sie, weil sie mit dem notwendigen Respekt mit den großen Fahrzeugen tadellos unterwegs war.
 

Wüstenähnliche Zustände im Juli beim Grubbern

Weizenernte


Trockenheit- ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

 
 Auf den Feldern wo nach Getreide fruchtfolgemßig die nächste Kultur im Frühjahr 2024 angebaut wird, kommt eine Zwischenfrucht (=Begrünung) hin. Das ist bei Zuckerrüben, Sonnenblumen und Mais der Fall. Einen beträchtlichen Teil der Begrünung habe ich unmittelbar nach dem Drusch eingesät. Trotz Trockenheit etablierte sich nach den Niederschlägen ein guter Bestand.

 

Um die 10-12 Komponenten mische ich zusammen um eine diverse Abwechslung am Feld zu erhalten.   
Anfang August war eine kurze Kälteperiode mit Niederschlägen. Der erste nennenswerte Regen seit Fronleichnam. Schnell kam wieder die Hitze und bis Anfang Oktober waren wir wieder ohne Niederschlag.
 
Die Zuckerrüben wurden mit einem Fungizid und Spurenelementen behandelt. 
 
 
An einem heißen Sommertag (davon hatten wir ja genug) Ende August verglich ich die Bodentemperatur am bedeckten gegenüber einem offenen Boden. Hitze ist für die Bodenlebewesen schlecht, daher wurde ich bestätigt den Boden wenn immer es geht mit natürlichem Bewuchs zu belassen.





Die Begrünung entwickelt sich schön langsam.

Im September folgte unter anderem die Maisernte. Nur 60% eines Durchschnittsjahres konnten wir aufgrund der Trockenheit ernten.

Oft reicht die Kukurzpflanze bis zum Mähdrescherfahrer hinauf. Heuer war das nur an wenigen Stellen mit besserer Wasserversorgung auf besseren Böden der Fall.

Die Schweinegülle ist sehr wertvoller Dünger und wird bei uns unmittelbar nach der Ausbringung mit modernem Schleppschlauchfaß eingearbeitet. Das reduziert teure Düngerverluste in die Luft.

 Im Oktober wurde das Wintergetreide angebaut und der erste Teil der Zuckerrüben geerntet. Die Erntemenge war zufriedenstellend für das heurige Jahr, das Feld war frei von Rüsselkäferbefall und ein schöner Acker mit gleichmäßigem Bestand.


Weizenanbau nach Sonnenblumen

Auch die Sonnenblumen wurden im Herbst gedroschen. Die kamen ertraglich mit einem blauen Auge davon, weil sie sehr trockenheitstolerant ist.

Ein goldener Herbst mit sommerlichen Temperaturen im September und Oktober ging zu Ende. Ende Oktober setzte der Regen ein, der sich mit regenfreien Zeiten abwechselte. Die Rübenernte der Rodegemeinschaft schritt nicht wie gewünscht voran, weshalb noch Ende November unsere halbe Fläche an Zuckerrüben bei uns im Boden waren. Der Schneefall überraschte dann Anfang Dezember sehr. Eine Woche später konnten wir den ersten Acker von zwei unter besonderen Bedingungen ernten.


 Bei tiefwinterlichen Verhältnissen brachte die Erntemaschine die Rüben aus der Erde. Ein Feld ist noch zu ernten. So eine späte Rübenernte gab es bei uns noch nicht.
 
Ich wünsche euch frohe Weihnachten, ruhige schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins Jahr 2024!