Mittwoch, 16. Januar 2019

Bauern haben die größten Vermögen!?


https://derstandard.at/2000096183618/Notenbank-Studie-Bauern-haben-die-groessten-Vermoegen?fbclid=IwAR2W7ntEspIDUR5ZDjkothVYQOBWBVsjxbghoAepluX98Qzxda9l0S71SHQ

Mein Leserbrief als Antwort:

Der Standard-Artikel „Notenbank-Studie: Bauern stehen beim Vermögen an der Spitze“ bezieht sich auf eine Studie der Nationalbank und lässt viele Leser glauben, Bauern wüssten nicht wohin mit ihrem Vermögen.

Traktoren, Maschinen, Wirtschaftsgebäude, Grund und Boden sind bäuerliche Betriebsmittel und nicht zu verwechseln mit freiem privatem Vermögen. Auf dieser verzerrenden Basis einen Vergleich zwischen Berufsgruppen anzustellen finde ich sehr bedenklich.

Die Bauern und Bäuerinnen gehen gewissenhaft jeden Tag ihrer Arbeit nach, inklusive Wochenende und Feiertage (die Schweine wollen auch zu Weihnachten gefüttert werden).
Sie gewährleisten Ernährungssicherheit, indem sie beste Lebensmittel produzieren, die sie unter vergleichsweise höchsten Tierschutz- und Umweltstandards erzeugen.

Wenn die Bauern so vermögend sind, wundere ich mich schon sehr, wieso dann täglich acht Betriebe in Österreich schließen.

Herzliche Einladung bei mir am Hof mitzuarbeiten, mithelfen Einkommen zu erwirtschaften um einfach in „unseren Schuhen“ zu gehen. Ich würde sofort jemand ein halbes Jahr unentgeltlich aufnehmen und täglich mitnehmen, damit er dann weiß wovon er spricht. Grund und Boden unter freiem Himmel (Wetterextreme!) ist unsere Werkstatt.

Die Preise der landwirtschaftlichen Produkte, z.B. bei Milch liegen dabei mit dzt. 35 Cent pro Liter, auf dem Niveau vor 40 Jahren (ohne Inflationsabgeltung).
Jeder Bauer würde sich über einen jährlichen Preisanstieg seiner Erzeugnisse im Bereich der kollektivvertraglichen Lohnabschlüsse von 2 bis 4 % freuen, schließlich ist die Situation bei Fleisch, Getreide etc. ganz ähnlich.

Die Objektivität vermisse ich, dass Bauern als „die mit Abstand reichste Berufsgruppe“ dargestellt werden, ohne grundlegende Zusammenhänge klarzustellen.

Ist den Studienautoren hier ein peinlicher Systemfehler unterlaufen und man hat Betriebskapital mit frei verfügbarem Privatvermögen vermischt- oder wird eine politische Lanze gebrochen zur Unterstützung von Vermögenssteuern?!

Eine Umfrage mit 3000 Telefoninterviews wird wohl kaum die detaillierte Vermögenssituation, geschweige denn die Einkommenssituation der Befragten widergeben. Aber für eine reißerische Schlagzeile hat es gereicht.
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Von einer anderen Geschichte möchte ich berichten: Tragisches passierte in Deutschland- 900 Mastschweine starben:

https://www.waz.de/region/unbekannte-schalten-lueftung-ab-900-schweine-sterben-id216210591.html?fbclid=IwAR3bS2ETPhBDszSr6PPtR5vep0i4n_8sTjQINGnUgurUYjafSVe1qSmMqvg


Falls es Tierschützer bzw. -rechtler waren - und ein Grund zur Annahme ist erfahrungsgemäß gegeben: Wer sonst sollte so etwas tun? - verstehe ich die Doppelmoral dieser Menschen nicht. Einerseits wird dafür gekämpft, dass Tiere selbstbestimmt und frei jeden, den Zweck der menschlichen Ernährung bestimmten, Leidens leben können, andererseits fügen diese Menschen den Tieren solche Qualen zu.
Zynisch könnte man behaupten, sie haben vergessen die Stallbuchten zu öffnen. Das Argument, damit ein Statement gegen die industrielle Tierhaltung zu setzen, zählt für mich hier nicht.


Ich darf auch nicht beim Nachbar einbrechen, weil ich eine Straftat dort vermute. Stalleinbrüche sind unter dem Vorwand eines vermuteten Missstands offensichtlich salonfähig und das macht mich traurig. Sie müssen mit Diebstählen bei Wohnungseinbrüchen verglichen werden, da hiermit Eingriffe in den persönlichen Lebensbereich der Bauernfamilien verbunden sind.
Zusätzlich wurde im aktuellen Fall die Lüftungsanlage außer Betrieb genommen, was ja ohnehin jeder Logik entbehrt.



Mittwoch, 9. Januar 2019

Besamung von Schweinen

Zahlreiche Rückmeldungen und Anfragen habe ich bekommen wie es nach Max weitergeht.

Neuen Eber wird es keinen geben, da die Fortführung der Zuchtsauenhaltung auf meinem Betrieb seit Längerem am Prüfstand steht.

Einstweilen wird bei mir so belegt, wie wahrscheinlich über 90% der Ferkel in Europa produziert werden. Durch künstliche Besamung:
Durch das Wort künstlich nicht verunsichern lassen. Es wird Ebersperma direkt vom Tier gewonnen und dieses in Tuben verpackt.
Für meinen Geschmack ist das Wort "künstlich" daher ohnehin unpassend.


Besamungskatheter, Tube mit Ebersperma, Ebergeruchsspray;
Ergänzend wird in vielen Betrieben wird ein sogenannter Sucheber eingesetzt, der durch seinen natürlichen Geruch und Nasen-/ Körperkontakt für bessere Stimulierung der Zuchtsau sorgt.
Anschließend wird die Besamung durch den Tierhalter wie im Video ersichtlich durchgeführt:
https://www.youtube.com/watch?v=XQoyiLb1Zgc

Montag, 7. Januar 2019

Aus der landwirtschaftlichen Praxis

Für die aktuelle Ausgabe der Gemeindezeitung verfasste ich diesen Artikel:

Liebe Kreuzstetter und Kreuzstetterinnen!

Themen, die uns am Herzen liegen:

 Es geht nur mit der Natur- Aus der Praxis

 Das Wetter im abgelaufenen Jahr war gekennzeichnet durch wenig Niederschlag im Frühling und lange Trockenphasen im Sommer. Für die Natur von Nachteil war die Niederschlagsverteilung kombiniert mit den hohen Lufttemperaturen und dem Wind, welcher die Austrocknung der Erde beschleunigt hat.
Die notwendige Winterfeuchtigkeit war durch entsprechende Niederschläge im Winter 2017/18 zum Glück vorhanden, dann folgte aber die absolute Trockenheit. Bei der Bestellung der Felder zur Aussaat mussten die Landwirte viel Fingerspitzengefühl zeigen um mit der Ressource Wasser sparend umzugehen. Immerhin kostet jede Bodenbearbeitung wertvolle Feuchtigkeit. Wo die Saat feuchte Erde erreichte, wuchs sie zu Beginn auch zufriedenstellend. Die anschließende Hitze und Trockenheit machte allen Pflanzen schwer zu schaffen. Bei den Zuckerrüben schädigte der Derbrüsselkäfer, dessen natürlicher Feind ausreichend durchfeuchteten Boden benötigt,  im ganzen Weinviertel großflächig den Aufwuchs, der nochmalige Anbau führte nicht immer zum Erfolg.


Bei Getreide waren enorme Ertragseinbußen zu verzeichnen, die durch die hohe Qualität nicht ausgeglichen werden konnten. Mais und Zuckerrüben konnten die geringen Niederschläge im Sommer optimal nutzen und sind noch mit einem blauen Auge davon gekommen. Für die Kürbisse und Erdäpfeln kam der Regen zu spät, zusätzlich zum massiven Schädlingsbefall mit Erdäpfelkäfer und Drahtwurm. Auch in den nicht bewässerten Hausgärten wurden die Auswirkungen durch das trockene und heiße Wetter sichtbar. Anstatt satter grüner Rasenfläche gab es vielerorts braune verdorrte Flecken zu sehen.


 
Naturnahe Bewirtschaftung ermöglicht größtmöglichen Schutz von Insekten, hier in Raps.

Biodiversität

Der Boden im Bezirk Mistelbach bietet eigentlich gute Voraussetzungen dafür, Regenwasser zu speichern. Werner Rubey von der Abteilung für Wasserbau in Niederösterreich erklärt das: „Der Lössboden hat eine hohe Speicherkapazität. Damit er aber auch Wasser aufnehmen kann, muss es langsam – über mehrere Tage hinweg – regnen.“

Auf den Feldern bemühen sich die Bauern durch um einen Mix an gezielten Maßnahmen, das vorhandene Wasser zu speichern und sparsam damit umzugehen. Durch den Anbau von Zwischenfrüchten in Form von Begrünungsmischungen mit bodenlockernden Pflanzen ist der Boden bedeckt und dadurch geschützter vor Sonne, Erosion durch Wind und Wasser bei Starkregenfällen- Die Blätter reduzieren die Energie des Niederschlages und die Aufprallwirkung der Regentropfen. Die Wurzeln schaffen mechanischen Zusammenhalt und erhöhen das Wasseraufnahmevermögen des Bodens.
Auch das Wild findet in den hohen Begrünungen ein Rückzugsgebiet.
Die blühenden Pflanzen werden von Insekten und Bienen gerne angenommen. Zusätzlich wird der Humusaufbau gefördert, weil die Bodenlebewesen wie der Regenwurm das organische Material umwandeln in wertvollen Humus, der die Wasserspeicherfähigkeit zusätzlich erhöht.
 
  Biodiversitätsflächen als Rückzug für Insekten und Wild gibt es in unserer Flur an verschiedenen Stellen, hier in Oberkreuzstetten „Riede Gugl“.

 
 Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit durch abwechslungsreiche Fruchtfolgen ist für die Landwirte selbstverständlich und unerlässlich.


Bei Reihenkulturen wie Mais oder Erdäpfeln laufen die Versuche durch Einsaaten von Gräsern zwischen den Reihen oder durch technische Maßnahmen (Querdammhäufler) um den Boden vor Erosion zu schützen. Bodenerosion ist neben der Versiegelung von Böden und dem Erhalt der Bodenfruchtbarkeit einer der wichtigsten Aspekte einer nachhaltigen Nutzung unserer natürlichen Umwelt.

Auch der Wald leidet bei massiver Trockenheit. Viele Bäume werden dürr und sterben ab, besonders die Buchen sind in unseren Mischlaubwäldern rund um Kreuzstetten stark betroffen. Aber auch die Schwarzföhre, das einzige eingetragene Naturdenkmal (seit 1927!) in Kreuzstetten ist schon stark angezählt.
„In Gegenden mit Fichten richtet der Borkenkäfer immensen Schaden an. Langfristige Gegenstrategie kann nur ein Mischwald mit verschiedenen Baumarten sein.“, schreibt Prof. Dr. Manfred Lexer, Leiter des Institut für Waldbau an der BOKU in einer Fachzeitschrift.
 

 Aufgrund der Trockenheit sind bei zahlreichen Obstbäumen bereits einige Äste abgestorben. (Kirsche Hippleser Weg)

Die lange Trockenheit macht sich jedenfalls auch im Weinbau bemerkbar. Die Lese hat dieses Jahr schon etliche Wochen früher begonnen. Die hohen Temperaturen bei der Ernte stellten die Winzer vor die Herausforderung die Gärung in geordnete Bahnen zu lenken, da sind Außentemperaturen um die 30 Grad nicht gerade dienlich.

   Die Weintrauben mussten früh geerntet werden, da der rasche Säureabbau in den Trauben die Stabilität und den Geschmack gefährdet hat.

 
 Die Bauern zählen den Regenwurm zu ihren fleißigsten Mitarbeitern auf den Feldern.



 
Mit dem Wohlwollen der Gesellschaft sowie den passenden Werkzeugen und Mitteln kann Österreich auch weiterhin mit gesunden qualitativ hochwertigen Lebensmitteln versorgt werden, die unter strengsten Standards und Kontrollen produziert werden. Geraten diese Überlegungen ins Hintertreffen, bekommen wir Lebensmittel importiert aus Ländern mit schwer kontrollierbaren Umwelt- und Sozialstandards.
 Die Landwirte werden sich auf veränderte Produktionsbedingungen einstellen und auch entsprechende Wege einschlagen und dabei auf bewährte und zuvor genannte Strategien setzen und auch einiges Neues ausprobieren.

 

Für eine Gemeinde, wo uns die Natur wichtig ist

Martin Mathias (ÖVP Kreuzstetten)