Sonntag, 29. November 2020

Ein Motor geht auf Reisen

Mehr als 30 Jahre war der Saurer LKW-Motor Baujahr ca. 1954 bei uns am Betrieb als Kraftquelle für die Maisschrotmühle im Einsatz:

Seit einigen Jahren ist bei der Schrotmühle wieder der Traktor mit Zapfwelle im Einsatz die 1,5 Tage. Einerseits um die Lärmbelastung für die Nachbarn zu minimieren und weil die Zuverlässigkeit bei so einem alten Gerät dann doch nachlässt.
Den Motor verbinde ich mit Kindheitserinnerungen an das lustige Herumspringen in der vollen Kukuruzgrube, meine Geschwistern geht es wahrscheinlich ähnlich. Eva war heuer zufällig kurz da während des Schrotens und suchte den (lauten)  Motor im Einsatz vergeblich.
Der (mittlerweile pensionierte) Mechaniker Hans Gröger aus Niederkreuzstetten vermittelte meinem Vater damals das 125 PS-Gerät, war immer ein kompetenter Ansprechpartner und stand auch im Verkaufsprozess noch mit Rat und Tat zur Verfügung.

Weil die Maschine jetzt keine Verwendung mehr bei mir hatte, inserierte ich sie auf zwei Online-Plattformen. Eine Woche später meldete sich ein Mann aus Salzburg, er braucht so einen Motor, weil er mehrere Maschinen mit je drei solcher Saurer Motoren im Einsatz hat. Ich traute meinen Ohren nicht, weil ich dachte sowas kauft maximal ein Bastler. Bei nochmaliger Nachfrage erfuhr ich, dass es sich um die Großglockner Hochalpenstraßen AG handelte, die ihre Spezial-Schneefräsen damit antreibt. Davon hatte ich ehrlicherweise noch nie gehört.

Nach gründlicher Recherche ob der Motor passt, bekam ich den Auftrag aus Salzburg den Motor abzubauen und dorthin zu verschicken. Ich war sehr froh den Preis zu erhalten, den ich mir vorstellte. Vati und ich bauten den Motor ab und bereiteten ihn für den Versand vor:

In Harmannsdorf bei meinem Freund Bernhard wurde er sanft auf eine Palette verladen, transportfähig und "dingfest" gemacht:




Das professionell verpackte "Packerl". DANKE Berni für die Unterstützung!! 

Ganz kurz überlegte ich den Motor selbst zu liefern, aber nicht mit dem Traktor wie am Bild, sondern per Autoanhänger. Allerdings übergab ich das Paket dann doch einer Spedition. ;-) Mittlerweile ist er schon gut angekommen.

Ein Video zur Schneeräumung, wo mein Motor nach einer Generalüberholung vielleicht auch bald im Einsatz ist: https://www.youtube.com/watch?v=K79jwuMTmag&t=


 

 

Samstag, 28. November 2020

Faktenfreier Bericht

 Vor kurzem war eine Sendung auf dem Sender ATV, der die Landwirtschaft im falschem Licht präsentiert: 

Auszug aus den Falschinformationen: 

  • "In Österreich werden Antibiotika prophylaktisch gefüttert."
    Stimmt nicht! Bei kranken Tieren wird natürlich Medizin verwendet, wir wollen sie ja gesund haben. Dafür gibt es Wartezeiten zur Schlachtung und genaue Kontrollen.

 

  • "Gülle macht Grundwasserproblem." Gülle ist ein wertvoller Wirtschaftsdünger, wenn die Ausbringmenge mit der Fläche zusammenpasst. Den notwendigen maßvollen Umgang sehe ich aber in Österreich absolut. Auf meinen Feldern wo ich Gülle ausbringe, sehe ich gesündere Pflanzen aufgrund der vielen Nährstoffe. Zusätzlich spare ich Kunstdünger ein.

 

  • "Antibiotika findet man in Flüssen." Heutzutage kann man den sprichwörtlichen Zuckerwürfel im Bodensee feststellen. Auch wenn man Antibiotika im Wasser nachweisen kann, von einer Konzentration, oder ob es sich überhaupt um einen schädlichen Wert handelt- darüber wird kein Wort verloren. Automatisch dafür die Landwirtschaft als Sündenbock hinzustellen, finde ich nicht richtig. In der Humanmedizin werden auch große Mengen Antibiotika eingesetzt und die kommen über Kläranlagen ja letztlich auch wieder in unsere Flüsse... Haben die daran gedacht?

 

  • "Jede Waldrodung ist schlecht und abzulehnen." Großflächige Abholzungen in Form von hunderten Hektar sind klar abzulehnen. Als gelernter Forstfacharbeiter weiß ich, dass ein Wald aber bewirtschaftet gehört. Dazu zählt einen Bestand, wenn er sein Alter erreicht hat, abzuernten. Die Alternative dazu ist, ihn zusammenbrechen lassen, weil das macht die Natur von alleine. Nach der Ernte werden österreichische Waldflächen wieder aufgeforstet mit Bäumen. Die Angst des Umweltschützers im Beitrag, dass abgernteter Wald für immer weg ist, ist also unbegründet.

Den Schweinebauer Norbert Lackenbauer aus Wetzelsdorf kenne ich persönlich und hat mit Bauchweh dem Dreh zugestimmt. Er hat ein realistisches Bild von seinem Betrieb usw. gelierfert. Ebenso hat der Ackerbauer aus dem Bezirk Bruck die Probleme der Zuckerrüben gut auf den Punkt gebracht. 

Was mir nicht gefällt ist, das die landwirtschaftliche Expertise durch Greenpeace  und VGT abgebildet wurde. Das sind einseitige Weltanschauungen und für micht ganz weit weg von der Realität. Natürlich sind Teile ihres Wunschdenkens auch durchaus erstrebenswerte Ziele. Aber zwei Schweinderl im Garten herumlaufen zu lassen, hat halt mit Nutztierhaltung um die Bevölkerung zu ernähren halt ganz wenig zu tun. Und viele  Leute essen eben mal gerne tierische Produkte.

Zwei Aussagen in dem Beitrag, die auf jeden Fall stimmen:

  1. "Der österreichische Bauer ist ein Idealist, sowas findet man in Europa sonst nirgendwo." 
  2. "Mit jedem Einkauf entscheiden wir über die zukünftige Produktion. Damit können wir morgen schon beginnen."

In diesem Sinne- liebes Team von ATV: Gute Berichterstattung geht anders. Dieser Beitrag geht meilenweit an der Realität in der Landwirtschaft vorbei.

NGO’s wurden als „Experten der Landwirtschaft“ dargestellt und deren Aussagen unreflektiert in den Sprechtexten übernommen.

„Echte“ Fachexperten aus der Landwirtschaft hätten Ihnen, liebes ATV-Team, gerne beim Dreh dieser Sendung geholfen. Wir bieten Ihnen an, sich ein reales Bild der Landwirtschaft in Österreich zu machen & fordern Sie auf, faktenbefreite Berichterstattung künftig zu unterlassen!
(Der letze Absatz stammt vom österreichischen Bauernbund.)

Mein Tipp: Schauts euch die Sendung gar nicht an und verbringts die Zeit irgendwie sinnvoller: https://www.atv.at/reportage/was-zerstoert-oesterreich-1/d3180569/

 

Freitag, 6. November 2020

Begleitsaat im Raps

 Auszug aus der Homepage der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, weiter unten erkläre ich meinen Versuch:

Begleitsaaten im Raps: Die Lösung für alle Probleme?

Mischkulturen sind keine neue Erfindung. Im Raps spielen sie bisher überwiegend keine große Rolle.

Durch Begleitsaaten im Raps werden im Wesentlichen zwei Ziele verfolgt: Reduzierung des N-Düngeaufwandes durch Fixierung von Luftstickstoff durch Leguminosen und Reduktion des Pflanzenschutzaufwandes durch Vergrämung bzw. Ablenkung von Schadinsekten und Unkrautunterdrückung. Auch berichten Landwirte die dieses System praktizieren, dass sie die Herbizidaufwandmengen etwas reduzieren und so etwaige Mehrkosten durch das zusätzliche Saatgut einsparen können.
Die Aussaat der Begleitpflanzen erfolgt zum selben Zeitpunkt wie die des Rapses, entweder als Mischung in der Reihe oder getrennt zwischen den Rapsreihen aufgrund nachfolgender Überlegungen:
  • Reduktion der Düngung: Raps ist eine sehr stickstoffbedürftige Pflanze. Wenn die Begleitpflanzen Leguminosen sind, können diese noch im Herbst Stickstoff aus der Luft fixieren. Je niedriger der Gehalt an mineralisiertem Stickstoff im Boden ist, desto höher ist die Fixierungsleistung.  
  • Unkrautunterdrückung: In Lücken zwischen den Rapspflanzen können Unkräuter  keimen. Wenn dort Begleitpflanzen wachsen, bedecken diese zusätzlich den Boden  und verringern die Keimung und Entwicklung von Unkräutern.
  • Bodenpilze - Mykorrhiza: Es ist vorteilhaft, wenn Kulturpflanzen eine Symbiose mit nützlichen Bodenpilzen eingehen (Mykorrhiza). Diese sollte daher bestmöglich gefördert werden. Raps ist aber ein schlechter Mykorrhizierer. Die Begleitpflanzen (z.B. Kleearten) hingegen ernähren die Bodenpilze im Herbst.
  • Pflanzenentwicklung - Winterhärte: Begleitpflanzen verringern die Gefahr, dass sich Raps in einem warmen, feuchten Herbst überwächst und somit frostgefährdet ist.
  • Schutz über den Winter: Die Begleitpflanzen sind grundsätzlich abfrostend. Sie erbringen ihre positiven Leistungen im Herbst und frieren im Winter ab. Im Frühjahr wird der von den Leguminosen fixierte Stickstoff mineralisiert und steht den Rapspflanzen zur Verfügung.
  • Biodiversität: Der Anbau von verschiedenen Pflanzenarten erhöht die Biodiversität.
  • Bodenaufbau & Lebewesen & Humus: Die Begleitpflanzen verbessern die Durchwurzelung des Bodens und bilden Biomasse, die als Futter für das Bodenleben oder den Humusaufbau wichtig ist.
  • Förderung im neuen ÖPUL ab 2023?
    Derzeit ist geplant, die Ansaat von Begleitsaaten ab dem Jahr 2023 im Zuge der neuen ÖPUL-Maßnahme "Begrünung von Ackerflächen - Zwischenfruchtanbau“ zu fördern, wenn mind. 3 Mischungspartner aus mind. 2 Pflanzenfamilien angebaut werden und wenn kein Herbizideinsatz im Jahr der Anlage erfolgt.
  • Für Bio- und konventionelle Betriebe
    Wenn Raps im biologischen Anbau angebaut wird, werden keine Herbizide  eingesetzt, Begleitsaaten sind daher jedenfalls möglich. Begleitsaaten sind durch  einen angepassten Herbizideinsatz, aber auch für konventionell wirtschaftende  Betriebe realisierbar.

Fazit

Auch wenn Untersaaten in Raps schon seit längerer Zeit erforscht und in geringem Umfang in der Praxis angewendet werden, ist der große Durchbruch bisher ausgeblieben. Bis zur vollen Praxisreife ist noch weiterer Forschungsaufwand nötig bzw. sind noch viele Praxiserfahrungen zu sammeln. Die Vorteile, wie die Fixierung von Luftstickstoff, der dem Raps im Frühjahr zur Verfügung steht, bzw. die Abwehr von Insekten und dadurch eine Reduktion des Insektizidaufwands im Herbst, klingen jedenfalls vielversprechend und machen Mut für weitere Versuche.

Daher unser Rat: Versuche anlegen und Erfahrungen sammeln und mit den Standeskollegen teilen - frei nach dem Zitat von Laozi (chinesischer Philosoph, lebte im 6. Jahrhundert v. Chr.):
  • "Auch der längste Marsch beginnt mit dem ersten Schritt.“

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Heuer wagte ich erstmals den Versuch einer Rapsbegleitsaat. Zuerst baute ich mit der Drill- Sämaschine den Raps an. Gleich danach baute ich mit selbiger Maschine eine Mischung aus Peluschke, Öllein, mehreren Kleearten, Ramtillkraut, Buchweizen und Ackerbohne an.

Allerdings lief nicht alles nach Plan: Es begann vielversprechend, aber am Tag nach dem Anbau fegte das heftigste Gewitter seit über zehn Jahren über unseren Ort Kreuzstetten und vernichtete meinen Raps und zum Teil die Begleitsaat. Den Raps baute ich nach Abtrocknen der Felder nochmal an und er entwickelte sich zum Glück prächtig. Für eine Neuanlage der Begleitsaat fehlte mir die Motivation und schlichtweg die Zeit.
Wochen später konnte ich feststellen, die Begleitpflanzen haben das Unwetter eigentlich ganz gut überstanden, trotzdem ist kein flächendeckender Bestand mehr vorhanden. Der wäre für eine bessere Aussagekraft über den Nutzen nötig. 

Erste Zwischenbilanz: Im Herbst konnte ich leider keine Schadinsekten vergrämende Wirkung feststellen. Das kann aber auch auf die suboptimalen äußeren Umstände zurückzuführen sein.Trotzdem bin ich begeistert von der Mischkultur (mit all den positiven Eigenschaften wie oben beschrieben), diese Herangehensweise hat Potenzial.

 




Öllein ist die dünne Pflanze mit kleinen Blättern. Ackerbohne ist hoch und hat große Blätter.

Durch die Knöllchenbakterien spare ich Handelsdünger ein.

Auch die Pilze fühlen sich am Acker wohl!

 Ich halte euch am Laufenden oder erkundige dich einfach bei mir wie es ausschaut am Rapsfeld.