Freitag, 20. März 2020

Bauer oder Chemiker?

Die Überlegung was ein Landwirt nicht alles können soll/muss, kam gestern in mir auf.

Aktuell ging es um meinen Winterraps, der vielleicht mal zu dir nach Hause als Salatöl in deine Küche kommt.
Der Grosse Rapsstängelrüssler (Ceutorhynchus napi) ist ein wichtiger Triebschädling des Rapses. Der Schädling fliegt im Frühjahr in die Rapsbestände und legt die Eier in den jungen Haupttrieb. Die Larven fressen im Inneren des Stängels. S-förmige Krümmungen des Stängels, verbunden mit späterem Aufplatzen, sind typische Symptome eines Befalls. Bei Zuflug muss eine Behandlung zeitnah erfolgen.
Dem Schädling gilt es gegenzuhalten, sonst ist die Ernte im Eimer (A* kann man auch sagen).


 
Also ist es wieder soweit: Die Gelbschalen stehen auf dem Acker, aber warum?

Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach: Die Farbe soll Insekten die z.B. die gelben Rapsblüten schädigen anlocken. Je nach Anzahl der zugeflogenen Schädlinge wird entschieden, ob Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig sind oder nicht. In der Schale befindet sich lediglich Wasser mit etwas Spülmittel. Ein Gitter verhindert, dass größere Insekten -Nützlinge wie Bienen oder Hummeln- in der Falle landen. Seit dem Aufstellen habe ich täglich die Schale kontrolliert und Schädlinge abgezählt. Wenn der Befall unbedenklich ist, braucht man keine Pflanzenschutzmaßnahme im Raps.

Das ist der Zuflug von wenigen Stunden.

Sollte es doch zu einer Maßnahme kommen, wird diese am Abend oder in der Dunkelheit ergriffen, sodass Bienen & andere Nützlinge keinen Schaden davon tragen.

Am Mittwoch zeichnete sich schon vermehrter Befall ab, am Donnerstag entschied ich mich für die Maßnahme. Wer glaubt, jetzt kann ich einfach einfüllen und losfahren ist auf dem Holzweg.
Zusätzlich zum Insektizid kommt auch ein Blattdünger mit Bor dazu um die Rapsentwicklung zu fördern. Bor hebt den pH-Wert, das insektizide Mittel braucht aber einen niedrigen Wert für eine bessere Wirkung. Das gelingt durch die Zugabe von Zitronensäure.
Deshalb nahm ich mein neues pH-Wert Testgerät in Betrieb und durch Zugabe der Komponenten stellte ich den Wert auf den Optimalbereich ein. Die Vorbereitung und Ansetzen der Spritzbrühe dauerte genauso lange wie die eigentliche Behandlung am Feld.



 
🔎 Wie ihr seht wird auch nicht einfach drauf los gespritzt 😉 Hier wird sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt bevor Maßnahmen ergriffen werden!

Fazit: Mehrere Tage erfolgte die Schädlingskontrolle, dann die Erkenntnis, dass die Schadschwelle überschritten ist. Ein aufwändiger Ansetzvorgang war nötig und anschließend die Fahrt auf den beiden Feldern in Oberkreuzstetten und Herrnleis.

Während ich so mit der Küchenwaage die Zitronensäure dosierte ging mir die Frage durch den Kopf, ob ich nun Bauer oder Chemiker bin?
Nun ja, die Antwort wird in der Mitte liegen und zeigt die Vielseitigkeit der Landwirtschaft.




Archivfoto, weil ich vergessen habe welche zu machen

Archivfoto




 


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